Eine Giraffe kommt nie auf die Idee, fliegen lernen zu wollen – und haben Sie jemals eine Katze getroffen, die schwimmt? Wir sollten uns auf unsere Talente konzentrieren – denn Talente sind Begabungen, die zu aussergewöhnlichen Leistungen befähigen und daher die Grundlage Ihrer persönlichen Stärken.
Warum sollen wir uns auf unsere Talente konzentrieren?
Weil es schlichtweg mehr Spass macht. Es macht uns selbstwirksamer und erfolgreicher.
Ein Beispiel: Ich liebe Sport. Ich gehe gerne joggen, klettern und Rennvelo fahren. Natürlich habe ich es auch mit Ballsportarten versucht: Tennis, Volleyball, Handball – die Liste könnte ich lange fortsetzen. Das Resultat ist immer das gleiche: Ich bin ungeeignet für Mannschaftssportarten und Ballspiele. Auch wenn ich mich echt anstrenge und es wirklich will: Mehr als unteres Mittelmass erreiche ich nicht. Mittlerweile weiss ich, es ist Lebenszeitverschwendung.
Wir Menschen sind in unserer Kultur so aufgewachsen, dass wir immer das Gefühl haben, an unseren Schwächen arbeiten zu müssen. Oft übersehen wir dabei die Schönheit unserer eigenen Talente.
Was ist ein Talent und wann wird es zur Stärke?
Ein Talent braucht Förderung durch Wissen und Übung – Übung und nochmals Übung. Erst dann wird es zu einer echten Stärke.
- Talente sind auf natürliche Weise wiederkehrende Denk-, Gefühls- oder Verhaltensmuster. Wir müssen uns nicht anstrengen dafür – sie fallen uns sozusagen in den Schoss. Es geht wie von selbst, es fühlt sich an wie ein Automatismus. Über die Gretchenfrage, wieviel davon angeboren, anerzogen oder gefördert ist, streitet die Wissenschaft. Sie kann weder das eine noch das andere nachweisen.
- Wissen entsteht zum einen durch konkretes Know-how, zum anderen durch Do-how – also das Wissen, wie etwas getan wird. Eine Führungskraft hat Talent zum Führen und auch die Gelegenheit, dies zu tun. Damit ist sie aber noch nicht zwingend eine gute Führungskraft. Es kann ihr helfen, sich Fachwissen über Führungsstile, Gesprächstechniken, Teamprozesse und Strategieentwicklung anzueignen.
- Ohne Übung geht nichts. Ohne Übung verkümmern unsere Talente. Die gute Nachricht ist, sie verschwinden nicht. Sie werden sich aber auch nicht zu unseren Stärken entwickeln. «Übung macht den Meister. » Schauen wir uns Spitzensportler an, dann wissen wir: An dem Sprichwort ist was Wahres dran.
Wie können wir unsere Talente zu Stärken ausbauen?
Gehen Sie mal auf Entdeckungsreise. Viele Menschen erkennen ihre Talente nicht, weil sie so selbstverständlich für sie sind. Dann fallen Aussagen wie: «Das ist doch ganz normal. Das ist doch nichts Besonderes. Das kann doch jeder.»
Da hilft eine Aussenperspektive: Fragen Sie mindestens zehn Kollegen oder Kolleginnen, Freunde, Vorgesetzte, Kunden, Lebenspartner/innen – am besten schriftlich – an, welche Eigenschaften sie besonders an Ihnen schätzen. Sammeln Sie die Ergebnisse und ordnen Sie diese nach: Das ist neu für mich. Das ist mir bekannt. Das macht mir Freude. Das gibt mir Kraft. Ihre Investition: Zeit und gute Gespräche mit Ihrem Umfeld.
Werten Sie die Ergebnisse mit einem Coach oder einem Ihnen nahestehenden Menschen aus. Das hilft Ihnen, bis an und sogar über den Rand Ihrer Selbstwahrnehmung zu gehen. Ansonsten tendieren die meisten von uns dazu, zu bescheiden zu sein.
Beitrag von Lisa Ritter, Coach und Unternehmensberaterin bei Leif AG
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