28 Jahre nach dem letzten Frauenstreik gehen die Frauen am 14. Juni 2019 wieder auf die Strasse. Dabei fragen sich viele: Ist Gleichstellung in der heutigen Zeit wirklich noch ein Thema? Für uns schon! Ein Jahr lang rückt das Thema Gleichstellung in unseren Fokus. Wir suchen den Dialog – mit Ihnen als Mitglieder, Follower, Frauen und ganz wichtig: auch Männer. Wir wollen Ihre Sicht der Dinge hören und gemeinsam mit Ihnen Ideen weiterentwickeln – Sie sind am Zug!
Bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, keine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, usw. In vielerlei Hinsicht noch dieselben Forderungen wie vor 28 Jahren. Hat sich in Sachen Gleichstellung gar nichts getan?
Amalia Zurkirchen, Geschäftsführerin Kaufmännischer Verband Zürich:
Selbstverständlich hat es Bewegung gegeben. Es studieren mehr Frauen als Männer, der Anteil erwerbstätiger Frauen ist höher, die Anzahl externer Betreuungsplätze ist gestiegen, immer mehr Männer übernehmen familiäre Betreuungspflichten, ca. 17% der Männer arbeiten Teilzeit. Diese Entwicklungen sind erfreulich, doch Gleichstellung ist damit noch nicht erreicht. Noch immer leisten Frauen mehr Familienarbeit oder betreuen Angehörige. Frauen erhalten für die gleiche Arbeit immer noch weniger Lohn. Viele Arbeitgeber halten am Stereotyp fest, dass Karriere nur mit einem 100% Pensum zu erreichen ist. Mit der negativen Konsequenz, dass Teilzeitmitarbeitende nicht für Führungspositionen oder Weiterbildungen vorgesehen werden. Somit sind die Forderungen weiterhin sehr aktuell.
Ist ein Streik das richtige Mittel, um auf die bestehenden Missstände aufmerksam zu machen und eine Durchsetzung der Forderungen zu erreichen?
Michèle Rosenheck, Vorstandsmitglied Kaufmännischer Verband Zürich und Direktorin Laufbahnzentrum der Stadt Zürich (LBZ):
Um solidarisch auf Missstände gegen prekäre Arbeitsbedingungen im Tieflohnsegment und auf Lohnungleichheiten aufmerksam zu machen ist ein Streik das richtige Mittel. Für Frauen, ob aus dem kaufmännischen Bereich, ob Mitarbeitende oder Kader sehe ich andere Wege, wie sie Gleichstellung einfordern können. Wichtig scheint mir, dass wir dabei nicht aus einer Opferrolle agieren, sondern selbstbewusst unsere Anliegen und Meinungen einbringen, uns den uns zustehenden Raum einnehmen und wo nötig auch einfordern. Hierzu braucht es ein gutes Selbstvertrauen und –verständnis. Diese müssen wir fördern, insbesondere auch bei jungen Frauen. Gleichzeitig finde ich wichtig, dass wir uns solidarisch gegenüber den verschiedenen Lebensmodellen von Frauen zeigen – es ist die grosse Errungenschaft unserer Zeit (dank 28 Jahren Engagement!), dass wir aus einer Vielfalt von Lebensmodellen wählen können. Wo da noch Hindernisse bestehen, müssen wir in Politik und Wirtschaft Druck aufsetzen, diese zu beseitigen.
3 Tipps: Was kann frau tun, damit Gleichstellung in weniger als 28 Jahren kein Thema mehr ist?
Andrea Kuhn-Senn, Präsidentin Kaufmännischer Verband Zürich:
Lediglich drei? Mir fallen gleich eine ganze Reihe an Tipps ein:
– Sich den richtigen Chef oder auch die richtige Chefin suchen, d.h. beim Bewerbungsgespräch kritische und kluge Fragen zu Diversity-Themen
stellen. „Gute“ Chefs wollen solch kritische und kluge Mitarbeiterinnen.
– Verhandlungskompetenz zeigen: Hart bleiben bei Lohnverhandlungen – sich vorab gut erkundigen, wie das Branchenniveau ist.
– Freundinnen motivieren und unterstützen, den eigenen Weg zu gehen.
– Den eigenen Kindern – vor allem aber den Jungs – ein selbstbewusstes Vorbild sein.
– Sich den richtigen Mann suchen: Trotz Verliebtheit den beruflichen Weg nicht zurückstellen und vordergründig plausible Arrangements kritisch hinterfragen.
– Frauen in politische Ämter wählen.
Und nun sind Sie am Zug!
Egal ob Mann oder Frau: Wie würden Sie die drei oben genannten Fragen beantworten?
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Bleiben Sie dran!
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