Junge Arbeitnehmende haben es oft nicht leicht. Vor der Lehre wird erwartet, dass man sich auf Anhieb für den richtigen Beruf entscheidet. Nach der Lehre hat man am besten schon seine weiteren Karriereschritte geplant. Weiterbildung? Berufserfahrung sammeln? Zwischenjahr im Ausland? Normalerweise stehen den Jugendlichen viele Türen offen, doch dieses Jahr hat Corona den Absolventen einen Strich durch die Rechnung gemacht – zumindest teilweise. Wie man aus der Krise das Beste ziehen kann beweist uns Enrico Rocco. Er hat diesen Sommer seine Lehre als Kaufmann EFZ Profil E erfolgreich abgeschlossen und verrät uns, dass Karrierepläne nach der Lehre auch während der Corona-Pandemie möglich sind.
Die dreijährige kaufmännische Ausbildung war nicht immer einfach und vor allem das letzte Lehrjahr – mitten in der Corona-Pandemie – hatte es in sich. Mit meiner Karriereplanung habe ich mich schon vor meiner Lehre beschäftigt. Das hat mir gerade im letzten Lehrjahr sehr geholfen. Bevor ich meine Lehre als Kaufmann begonnen habe, war es mein Traum Innenarchitekt zu werden. Ich habe, bevor ich mich als Kaufmann beworben habe, als Architekt geschnuppert. Die Zeichner-Lehre war damals aber nichts für mich. Ich habe mich entschieden den längeren Weg zu gehen und erstmal eine kaufmännische Lehre zu machen, weil mir vor allem das allgemeine Know-How und eine breite und solide Grundbildung sehr wichtig waren. Über diesen Entscheid bin ich heute sehr froh.
Pläne nach der Lehre
Mein Traum, irgendwann mal als Innenarchitekt arbeiten zu können, ist noch lange nicht ausgeträumt. Mein Karriereplan A: Erfolgreich die BM2 (Berufsmatura für Erwachsene) an der Wirtschaftsschule KV Zürich absolvieren. Die Berufsmatura abzuschliessen ist Voraussetzung, um sich für den künstlerischen Vorkurs anmelden und danach als Innenarchitekt studieren zu können. Mein Karriereplan B: Falls ich aus diversen Gründen nicht mein gewünschtes Studium absolvieren kann, dann möchte ich in die Werbebranche wechseln und in Richtung Journalismus gehen. Einen Plan B habe ich mir gemacht, weil mir durchaus bewusst ist, dass meine Ziele nicht für jedermann einfach umsetzbar sind. Die Hochschulen in der Schweiz nehmen nur eine begrenzte Anzahl Studierende pro Jahr auf. Ich werde mich auf einen schwierigen Bewerbungsprozess einstellen müssen, um meine Ziele erreichen zu können.
Auf sich selbst hören
Während meiner Lehrzeit habe ich gemerkt, welche Tätigkeiten mir gefallen oder eben nicht gefallen. Es ist wichtig auf sich selbst zu hören um herausfinden zu können, was das Richtige für einen ist. Ich bin zum Beispiel ein sehr kreativer Mensch und brauche sehr viel Kreativität und Abwechslung in meinem Beruf, was mich zu meinem Berufswunsch als Innenarchitekt gebracht hat. Meine Sommerferien nach Lehrende habe ich dazu genutzt, in einem Innenarchitekturbüro schnuppern zu gehen um nochmal sicherzustellen, dass es wirklich dieser Beruf ist, welchen ich in Zukunft ausüben möchte. Das BIZ (Berufs- und Informationszentrum) hat mir geholfen herauszufinden, welche Anforderungen notwendig sind, um meinem Traumberuf nachgehen zu können.
Pläne trotz Corona
Die einzige Einbusse, die ich durch die Covid-19 Pandemie erfahren habe war, dass ich nach der BM2 gerne einen 6-monatigen Sprachaufenthalt in Honolulu, Hawaii gemacht hätte. Diesen musste ich leider absagen. Den Sprachaufenthalt werde ich nach meinem Studium nachholen. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf meine Karriere. In der aktuellen Zeit muss man einfach flexibel sein und die Dinge so nehmen, wie sie sind. Es werden bestimmt wieder bessere Zeiten mit mehr Planungssicherheit auf uns zukommen.
Tipps für Lehrabgänger
Ich persönlich empfehle, durch ausprobieren herauszufinden was einem gefällt. Das Beste, was ich gemacht habe, war das «Reinschnuppern» in meinen Traumberuf. Schnuppern kann man auch als Lehrabgänger, nicht nur als Schüler. Viele Unternehmen sind offen dafür, man braucht nur etwas Mut um anzufragen. Das Wichtigste ist, offen zu sein für Neues und auch mal etwas auszuprobieren was einem vielleicht nicht so liegt. Wer weiss, vielleicht bringt dich genau diese Offenheit schon bald zu deinem Traumberuf?
Zur Person
Enrico Rocco ist 18 Jahre alt und hat diesen Sommer seine kaufmännische Lehre erfolgreich abgeschlossen. Aktuell absolviert er Vollzeit die Berufsmaturität für Erwachsene (BM2) an der Wirtschaftsschule KV Zürich, um schon bald seinen Traum vom Beruf des «Innenarchitekten» verwirklichen zu können.
Donnerstag, 16. September 2021 | 00:05
Giulia Lamonato
Wie kann man nach der BM Innenarchitektur studieren, ohne das man eine Lehre in diesem Bereich gemacht hat? Ich mache auch das KV und wäre interessiert daran auf diesen Beruf zu wechseln.
Montag, 20. September 2021 | 15:21
Daniela Murillo
Liebe Giulia
Vielen Dank für deinen Kommentar zu unserem Beitrag!
Enrico hat nach erfolgreicher Beendigung der BMS den Gestalterischen Vorkurs in Zürich besucht, welcher alle notwendigen Kenntnisse und Vorraussetzungen für ein weiterführendes Studium einbringen. Es gibt verschiedene Fachhochschulen in der Schweiz, die diesen Kurs anbieten. Dieser Vorkurs dauert in der Regel ein Jahr, danach kannst du dich für einen Studienplatz deiner Wahl bewerben.
Brauchst du Unterstützung bei der Planung der nächsten Schritte nach der Lehre? Oder möchtest du wissen was du nach der Lehre sonst noch alles machen kannst?
Unsere Laufbahnexpertinnen sind gerne für dich da: kfmv.ch/zuerich-laufbahnkarriere