Vom Banker zum Tramfahrer. Von der Marketing-Expertin zur Ergotherapeutin. Immer wieder lesen wir Geschichten von Menschen, die Ihrer beruflichen Laufbahn eine neue Wendung gegeben haben. Spielen Sie mit dem Gedanken einen beruflichen Neustart zu wagen? Glauben Sie, dass Sie den «falschen» Job haben? Oder sehen Sie schlicht keine Entwicklungsperspektiven? Dann nehmen Sie Ihre berufliche Zukunft in die Hand. Es braucht dabei oft nicht den totalen Wechsel. Sondern eine realistische Einschätzung der Optionen.

Gründe für den Wunsch nach Veränderung gibt es viele. Neben Unter- oder Überforderung bei der Arbeit selbst sind oft ein schlechtes Arbeitsklima oder mangelnde Wertschätzung Gründe für den Drang nach einem Wechsel. Je nach Job sind auch die Entwicklungsperspektiven beschränkt. Die momentane Corona-Krise führt zudem dazu, dass einst «sichere» Branchen auch in Zukunft mit mehr Unsicherheiten belastet sein werden. Gleichzeitig entsteht im Verlauf einer beruflichen Laufbahn auch die Lust auf Neues. Schlummernde Stärken wollen mehr ausgelebt werden – berufliche Erfüllung wird für viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte wichtiger.

Wie viel Veränderung ist nötig?

Oft braucht es nur kleine Veränderungen, um wieder mehr Freude im Arbeitsalltag zu spüren. Nur selten endet die berufliche Standortbestimmung in einem vollständigen Berufswechsel. Vielleicht reicht für Sie eine Anpassung Ihrer täglichen Tätigkeiten oder es braucht einen Stellenwechsel in der gleichen Branche, um wieder «frischen Wind» zu spüren. Vielleicht liebäugeln Sie aber auch mit einer totalen Umschulung hin zu einem neuen Beruf? Bevor Sie wechseln empfiehlt sich eine saubere Analyse Ihrer beruflichen Ziele, Ihrer Interessen, Stärken, Erfahrungen und den Rahmenbedingungen.

Wir zeigen die häufigsten beruflichen Veränderungsmuster auf und geben Tipps, wie Sie diese erfolgreich bewältigen.

Job Crafting

Beim Job Crafting geht es darum, den eigenen Job zumindest teilweise neu zu gestalten. Sie geben dabei ungeliebte Aufgaben ab und übernehmen die Verantwortung für Dinge, die Ihnen (mehr) Spass machen – alles im gleichen Job, allenfalls mit neuen Teilfunktionen innerhalb des Betriebs. Oder Sie suchen aktiv die Zusammenarbeit mit Menschen, welche Sie fachlich und persönlich inspirieren. Diese Möglichkeit der Jobumgestaltung bedingt, dass Sie selber aktiv werden und Ihr/e Vorgesetzte/r dafür offen ist.

Jobwechsel – gleiche Funktion, gleiche Branche

Dies ist eine der häufigsten Formen der beruflichen Veränderung. Soll ein Jobwechsel möglichst reibungslos gelingen, ist ein solides Bewerbungsdossier unabdingbar. Folgende zwei Aspekte sollten Sie bei einer Bewerbung innerhalb der gleichen Branche hervorheben: Ihre Fachexpertise UND Ihre Branchenerfahrung! Unterlegen Sie diese mit konkreten Beispielen. Gerade branchenfremde BewerberInnen lassen Sie so hinter sich. Nutzen Sie auch das bereits etablierte berufliche Netzwerk für die Stellensuche: Kontaktieren Sie z.B. ehemalige ArbeitskollegInnen und machen Sie im Vertrauen auf Ihren Veränderungswunsch aufmerksam.

Branchenwechsel – gleiche Funktion, andere Branche

Der Branchenwechsel gelingt vor allem dann, wenn Sie sich für Funktionen bewerben, für welche Sie viel Erfahrung und die entsprechenden Qualifikationen mitbringen. Zudem muss Ihre Leidenschaft für die gewünschte neue Branche im Bewerbungsprozess sicht- und spürbar sein. Es darf nicht den Anschein machen, dass Sie sich nur aus einer Notlage für eine neue Branche interessieren. Informieren Sie sich vor der Bewerbung über die Lohnniveaus in der neuen Branche. Liegt ein Branchenwechsel für Sie überhaupt drin? Die Löhne variieren je nach Branche relativ stark. Ein Branchenwechsel kann mittelfristig auch einen Funktionswechsel zur Folge haben – sozusagen schrittweise zu einem neuen Beruf.

Umstieg/Quereinstieg in neuen Beruf

Bevor Sie sich für eine neue Berufsumwelt entscheiden, macht es Sinn, sich in der Praxis ein Bild vom möglichen neuen Alltag zu machen. Hält die Praxis was sie gemäss Ihren Recherchen und Ideen verspricht? Suchen Sie sich – unabhängig vom Alter – Gesprächspartner und Schnuppermöglichkeiten aus dem neuen Berufsfeld.

Für einen Umstieg/Quereinstieg ohne entsprechende Aus- oder Weiterbildung braucht es viel Glück und ein gutes Netzwerk. Türen öffnen sich oft über persönliche Kontakte. Die Bereitschaft für eine fundierte Weiterbildung ist beim Umstieg/Quereinstieg meist zentral. Klären Sie detailliert ab, wieviel Sie für nötige Aus- und Weiterbildungen finanziell und zeitlich investieren müssten. Oftmals stossen hierbei Menschen mit persönlichen, familiären oder finanziellen Verpflichtungen an ihre Grenzen.

Da Sie im neuen Berufsfeld kaum Erfahrung mitbringen, werden Sie zudem Lohneinbussen in Kauf nehmen müssen. Klären Sie vor dem Wechsel auch den Arbeitskräfte-Bedarf in der Branche. Momentan werden v.a. in den Gesundheits- und Lehrberufen Arbeitskräfte gesucht. Entsprechend werden in diesen Branchen auch Weiterbildungen für Quereinsteiger angeboten und in den nächsten Jahren wohl offene Stellen vorhanden sein.

Fazit

Sie sehen: Ein beruflicher Neustart kann in unterschiedlichen Dimensionen passieren. Von klein zu ganz gross. Damit Ihnen die berufliche Veränderung nachhaltig gelingt, klären Sie zu Beginn Ihre beruflichen Ziele, Ihre persönlichen Stärken und Rahmenbedingungen, informieren Sie sich dann eingehend, fokussieren Sie bei Bewerbungen auf Ihre Erfahrungen und Leidenschaften und holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung.


Wichtige Anlaufstellen