Corona setzt die Wirtschaft massiv unter Druck, beschleunigt die Digitalisierung und den Strukturwandel. Viele müssen sich neu orientieren, um mit den veränderten Anforderungen Schritt zu halten oder neue Wege zu beschreiten. Ein Sabbatical kann Chancen eröffnen, erfordert jedoch eine gute Vorbereitung, Zeit und Geld.
Sabbaticals lösen oft kreative Veränderungsprozesse aus. Eine Auszeit, ein Time-out oder eine Kreativpause führen nicht bloss zu einem Ausbruch aus dem beruflichen Alltag. Ob sich jemand vermehrt seinen familiären Aufgaben widmen, sich sozial engagieren oder ein ureigenes Projekt verwirklichen möchte, Gründe für den Wunsch nach einem Sabbatical gibt es unzählige. Lebensfreude, Motivation und Gesundheit im weitesten Sinne werden dabei gefördert ‒ und damit die Grundlagen der Leistungsfähigkeit, der Einsatzbereitschaft und der kreativen Schaffenskraft, die im wirtschaftlichen Umfeld benötigt werden.
Keine all-inclusive Ferien
Eine Reise nach Alaska kann durchaus als Beweggrund für ein Sabbatical gelten, nicht jedoch ein verlängerter Ferienaufenthalt auf Mallorca. Denn der jährliche Ferienanspruch gehört untrennbar zum Erwerbsleben, ist genau reglementiert, vollständig versichert und bezahlt. Hier ist die regelmässige Erholung von der Arbeit das Ziel, eine ausgewogene Work-Life-Balance, zu der auch der Achtstundentag und die Vierzigstundenwoche gehören. Reicht die Ferienzeit nicht aus, so kann mit Einverständnis der Arbeitgebenden ein unbezahlter Urlaub bis zu vier Wochen bezogen werden, was versicherungstechnisch keine Probleme schafft.
Den Wandel bewältigen
Beim Sabbatical stehen jedoch die langfristige Sicherung des persönlichen Potenzials eines Menschen und seine Befähigung zum Verkraften des raschen Wandels im ökonomischen und gesellschaftlichen Umfeld im Fokus. Es tönt etwas defizitorientiert, aber eigentlich geht es um Stressbewältigung und Burnout-Prävention in einer Hochleistungsgesellschaft, die fast pausenlose Aufmerksamkeit und Verfügbarkeit rund um die Uhr verlangt.
Mitarbeiterbindung
Den meisten Arbeitgebenden sind solche Zusammenhänge klar, weil sie denselben Belastungen wie ihre Mitarbeitenden ausgesetzt sind. Sie verstehen das Bedürfnis nach einer Auszeit, das nach Jahren des Berufslebens wachsen kann. Bewährte Mitarbeitenden können daher auf ein offenes Ohr ihrer Chefin oder ihres Chefs zählen, wenn sie ihren Wunsch nach einem Sabbatical vorbringen. Denn viele Arbeitgebende möchten ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt unter Beweis stellen und betrachten eine solche Auszeit als kostensparende Mitarbeitenden-Bindungsmassnahme.
Vertragliche Regelung nötig
Ein Sabbatical ist zwingend schriftlich zu vereinbaren. Dabei sollten seine Dauer, die Garantie für die Wiederaufnahme der Beschäftigung in derselben Funktion sowie das Ruhen der Leistungs- und der Lohnzahlungspflicht festgehalten werden. Zentral ist auch die Regelung für die Fortzahlung von AHV-, BVG- und UVG-Beiträgen, damit der Versicherungsschutz gesichert bleibt. Bis gesetzliche oder sozialpartnerschaftliche Lösungen für Sabbaticals geschaffen sind, muss individuell verhandelt werden. Zeitsparkonten und Jahres- oder Lebensarbeitszeitmodelle bieten aber schon jetzt den nötigen Spielraum.
Autor
WILLY RÜEGG
Historiker und Präsident des
Veteranen- und Seniorenvereins (VSV)
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