«My new best friend» nannte eine Arbeitskollegin ChatGPT. Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt unaufhaltsam an Bedeutung, verändert unsere Arbeitsweise, beeinflusst unsere Lebensweisen, unser Denken und Handeln. Doch wer profitiert von diesem Wandel? Wer sind allfällige Verlierer? Gibt es Ideen für potenzielle Lösungen und wer wird die Kosten tragen?

Auswirkungen der Automatisierung

Bis vor Kurzem war KI der «kleine» nützliche Helfer im Hintergrund. Seit OpenAI ChatGPT lanciert hat, generiert KI auch fertige Texte, Bilder, Videos und anderes mehr. Viele Menschen sind euphorisch, ebenso viele besorgt. Schulen, Betriebe, Länder, die Europäische Union, die Zivilgesellschaft machen sich Gedanken. Darüber, welche Vorteile wie genutzt, welche Massnahmen vor welchen Risiken schützen
und wie sie finanziert werden können. Auch um Urheberrechte und Datenschutz wird gestritten.

Gleichzeitig ist es Unternehmen möglich, mithilfe von KI-Tools ihre Produktivität zu steigern und neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Ebenso werden Fachkräfte, die KI gezielt einsetzen lernen, von den laufenden Entwicklungen profitieren ‒ wie meine Arbeitskollegin, die ChatGPT gekonnt als Ideentrigger nutzt und in der Textverarbeitung einsetzt.

Während einige bereits vom Einsatz der künstlichen Intelligenz profitieren, drohen andere auf der Strecke zu bleiben. KI wird vermehrt Tätigkeiten übernehmen können, einiges an unseren Aufgaben und Arbeitsweisen verändern sowie neue Tätigkeitsfelder hervorbringen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die weitere Verbreitung von künstlicher Intelligenz Einkommensunterschiede und soziale Ungleichheiten
weiter verschärft und soziale Spannungen verstärkt.

Die «Lebensvorsorge» als Lösung in einer durch KI veränderten Arbeitswelt

Diese Ausgangslage ruft innovative Denker:innen wie Marina Meister, ETH-Mathematikerin, und Daniel Straub, Betriebsökonom und Psychologe, auf den Plan. Die beiden haben die Veränderungen am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft unter die Lupe genommen, und haben sich Gedanken dazu gemacht, wie man den Menschen helfen könnte, die durch die KI-bedingten Veränderungen negativ betroffen sind.

Marina Meister und Daniel Straub haben sich der neu aufkommenden Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen mit einem konkreten Umsetzungsvorschlag eingebracht. Mit namhaften Persönlichkeiten wurde die «Lebensvorsorge», eine neue Form der «AHV für jede Generation», lanciert und in der Öffentlichkeit diskutiert. Die Idee: Abgestuft nach Alter sollen ‒ nach den Berechnungen von Meister und Straub ‒ alle (!) Einwohner:innen der Schweiz automatisch zwischen 1000 und 2450 Franken im Monat ausbezahlt bekommen. Bei Arbeitstätigen, die nicht darauf angewiesen sind, fliesst das Geld in Form von monatlichen Beitragszahlungen automatisch wieder zurück in die «Lebensvorsorgekasse».

«Die Finanzierung erfolgt aus den freigewordenen Mitteln der heutigen Sozialsysteme», erläutert Daniel Straub, «indem beispielsweise die Sozialhilfebeiträge sowie Ergänzungsleistungen obsolet werden. Zweitens erfolgt wie bisher ein prozentualer Abzug beim Salär. Nur wird dieser Abzug neu der Lebensvorsorgekasse zugeführt. Es entstünden folglich keine Zusatzkosten, weder bei den Arbeitgebenden noch bei den Arbeitnehmenden.» Die Invaliden- sowie die Arbeitslosenversicherung
und deren Abzüge hingegen blieben bestehen.

Fazit

Während für einige meiner Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen KI bereits heute von Nutzen ist, werden andere negativ von dieser Technologie betroffen sein. Ein regelmässiges Mindesteinkommen könnte negative Auswirkungen der Automatisierung abfedern und denjenigen Sicherheit bieten, die von den Veränderungen am stärksten betroffen sind. Es könnte den Menschen auch die Freiheit geben, sich
weiterzubilden, ohne sich um die finanzielle Existenz sorgen zu müssen.

Weitere Infos unter lebensvorsorge.org


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