Der Banker wird Ergotherapeut, die Marketing-Expertin Trampilotin: Immer wieder lesen wir Geschichten von Menschen, die ihre berufliche Laufbahn komplett neu ausrichten. Denken auch Sie an einen Neustart?
Heutzutage wünschen sich viele Menschen häufiger eine berufliche Veränderung. Die Gründe hierfür sind begrenzte Entwicklungsperspektiven, schlechte Führung («you join a company and you leave your boss»), toxische Unternehmenskulturen oder einfach die Lust auf etwas Neues. Jedoch ist ein vollständiger Berufswechsel nicht immer notwendig. Oft reichen bereits kleinere Veränderungen und
etwas Mut, um wieder Freude an der Arbeit zu finden. Worauf haben Sie Lust?
Job Crafting
Mit Job Crafting gestalten Sie Ihren aktuellen Job neu, indem Sie ungeliebte Aufgaben wo möglich abgeben und Verantwortung für Dinge übernehmen, die Ihnen Spass machen und Ihren Stärken entsprechen. Viele erleben, dass die Motivation im Job so zurückkommt.

TIPP: Werden Sie aktiv, listen Sie Tätigkeiten auf, die Sie abgeben und/oder übernehmen möchten. Erstellen Sie einen realistischen Plan unter Berücksichtigung der Team-Ressourcen (wer könnte was weshalb übernehmen?) und suchen Sie das Gespräch mit Ihrer vorgesetzten Person.
Gleiche Funktion, gleiche Branche
Ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgebenden in gleicher Funktion und innerhalb derselben Branche bringt oft schon den erwünschten «frischen Wind». Solide Bewerbungsunterlagen sind bei einem solchen Wechsel unerlässlich, die Erfolgsrate ist erfahrungsgemäss sehr gut.
TIPP: Nutzen Sie Ihr berufliches Branchen-Netzwerk bei der Stellensuche. Kontaktieren Sie ehemalige Arbeitskolleginnen und -kollegen und machen Sie auf Ihren Veränderungswunsch aufmerksam. Unterstreichen Sie im Bewerbungsverfahren
Ihre Branchenkenntnisse mit konkreten Beispielen. Gerade branchenfremde Bewerbende mit gleicher Funktionserfahrung lassen Sie so hinter sich.

Gleiche Funktion, andere Branche
Ein Branchenwechsel gelingt vor allem dann, wenn Sie für die angestrebte Funktion viel Erfahrung und die entsprechenden Qualifikationen mitbringen. Dies kann mittelfristig zudem einen Funktionswechsel zur Folge haben. Beispiel: Eine Marketingfachfrau aus der Versicherungsbranche wechselt ins Marketing einer sozialen Institution, da sie näher an soziale Themen heranrücken will. Während zwei Jahren beobachtet sie, dass intern immer wieder Sozialpädagoginnen und -pädagogen gesucht werden. Sie sattelt intern um und macht berufsbegleitend eine entsprechende Weiterbildung.

TIPP: Fokussieren Sie in Ihrer Bewerbung auf Ihre Leidenschaft für die neue Branche und streichen Sie Ihre Fachkompetenz hervor. Informieren Sie sich über die Gehälter in der neuen Branche und prüfen Sie, ob ein Wechsel finanziell machbar ist. Die Löhne variieren je nach Branche stark.
Quereinstieg in einen neuen Beruf
Ein kompletter Neustart ist heute viel eher möglich als noch vor zehn Jahren. Die Durchlässigkeit des Bildungssystems wächst und Angebote für Quereinsteiger:innen werden immer häufiger. Unternehmen reagieren aufgrund des Fachkräftemangels bereits offener gegenüber fach- und branchenfremden
Bewerbenden – wenn auch nach wie vor zögerlich.
TIPP: Suchen Sie vor einem Wechsel praktische Einblicke und Gespräche mit Berufstätigen aus dem neuen Feld. Dieser Austausch ist auf verschiedenen Ebenen aufschlussreich: Passt der neue Job wirklich zu mir, welche Weiterbildung brauche ich und welche finanziellen Auswirkungen hat ein Wechsel? Ein direkter Umstieg ohne entsprechende Ausbildung erfordert Glück und ein gutes Netzwerk. Meist ist eine berufsbegleitende Umbildung notwendig – die finanziellen und zeitlichen Investitionen sollten im Voraus gut geklärt werden. Prüfen Sie den Arbeitskräftebedarf im neuen Berufsfeld. Branchen mit Arbeitskräftemangel wie Gesundheits-, Sozial- oder Lehrbereich sind für Quereinstiege besonders spannend.

Fazit
Nehmen Sie Ihre Veränderungswünsche ernst! Ein beruflicher Neustart kann von kleinen Anpassungen bis zu grossen Veränderungen reichen. Klären Sie Ihre beruflichen Ziele, Stärken, Leidenschaften sowie finanzielle und zeitliche Rahmenbedingungen. Mit der eigenen Klarheit kommt auch der Mut, die Veränderung aktiv anzugehen.
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Hilfreiche Anlaufstellen
- Sozialberufe: agogis.ch
- Gesundheitsberufe: puls-berufe.ch / einstieg-pflege.ch
- Quereinstieg Lehrberuf: siehe Websites der Pädagogischen Hochschulen, z. B. PH Zürich
Lesen Sie auch unseren Blog «Stellensuche 45+: Der Weg zur zweiten Karriere»
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