Gerade in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt verpassen Unternehmen wertvolle Talente, wenn sie Bewerber:innen mit nicht linearen Lebensläufen vorschnell aussortieren. Lücken oder Richtungswechsel im Lebenslauf können auf wichtige Zusatzqualifikationen hinweisen, die einen Mehrwert für das Unternehmen darstellen.
Vorteile von Quereinsteiger:innen
Die Suche nach dem «perfect match» kann langwierig sein. Zudem veralten Wissen und Fach-Skills zunehmend schneller, während das Schweizer Bildungssystem durchlässiger geworden ist. Ein Berufsziel lässt sich heute über verschiedene Einstiegswege erreichen. Aufgrund des raschen Wandels müssen in vielen Berufen ständig neue Anforderungen erlernt werden. Daher sind Abschlüsse und Diplome für viele Funktionen nicht mehr gleichermassen entscheidend. Vielmehr zählt die Gesamtpersönlichkeit der bewerbenden Person, ihre Arbeitshaltung und die Übereinstimmung mit der Unternehmenskultur ‒ ganz im Sinne von «hire for attitude, train for skills». Menschen mit Richtungsänderungen in ihrer Karriere beweisen oft überfachliche Kompetenzen, die in vielen Branchen gefragt sind:
- Hohe Veränderungsbereitschaft, Mut und Flexibilität
- Ausgeprägte Reflexionsfähigkeit
- Eigenmotivation und Risikobereitschaft
- Selbstkenntnis und Stressresistenz
- Anpassungsfähigkeit

Durch den Quereinstieg gewinnen Unternehmen Mitarbeitende mit neuen Perspektiven und Erfahrungen aus anderen Funktionsbereichen, Branchen und Arbeitskulturen. Das kann zu frischen Ideen und Innovationen führen. Bestehende Arbeitsweisen und Prozesse werden hinterfragt und können optimiert werden.
Öffnung für alternative Karrierewege
In Zeiten des Fachkräftemangels und der tiefen Arbeitslosigkeit ist es entscheidend, den Blick für alternative Karrierewege zu öffnen. Auszeiten für Reisen, Familie, Hobbys oder Weiterbildungen sollten nicht als Makel, sondern als Ausdruck gesunder Selbstmanagementkompetenz gewertet werden. In unserer dynamischen Arbeitswelt ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum Innehalten ein wichtiger Schlüssel für nachhaltigen Erfolg. Unternehmen mit vielfältigen Mitarbeitendenprofilen profitieren von der Diversität an Erfahrungen und Denkweisen.
Steigerung der Attraktivität von Arbeitgebenden
Um für Mitarbeitende attraktiv zu sein, lohnt es sich, das Lohnsystem zu überdenken, andersartige Berufsstationen als Erfahrungsjahre anzurechnen und die Arbeitsbedingungen moderner zu gestalten. Ausgebaute Erholungszeiten ermöglichen, mehr Personen zu gewinnen und Berufsausstiege zu verhindern. Empfehlenswert sind:

- Reduktion der wöchentlichen Höchst- und Normalarbeitszeit (ohne Lohnkürzungen)
- 6 Wochen Ferien
- Verlängerte Ruhezeiten
- Anspruch auf unbezahlte Urlaube
Je nach Beruf, Branche und Funktion empfehlen sich weitere Massnahmen.
All diese Massnahmen, die Entwicklung und Festlegung von Lohnbändern und Arbeitsbedingungen lassen sich spezifisch für den jeweiligen Betrieb auch im Rahmen einer Sozialpartnerschaft definieren. Ein Gesamtarbeitsvertrag dient der Klarheit, Sicherheit und damit der Attraktivität und Vertrauenswürdigkeit
eines Arbeitgebenden.
Wie mit Lücken oder Sprüngen im Lebenslauf umgehen?
Stehen Sie zu Ihren Unterbrüchen (auch wenn nicht immer selbst gewählt). Daraus ergeben sich andere Interviewgespräche. Offenheit und dargelegte Reflexionsarbeit kann das Interesse des Gegenübers wecken, den Menschen hinter den harten Fakten wie bisherige «Funktion», «Arbeitgeber:in» und «Branche» kennenzulernen. Wenden Sie sich an unsere Laufbahnberater:innen für persönliche Unterstützung.
Leseempfehlung: «Erschöpfung und Belastung: wie man die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz fördert»
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