Die Themen KI und Digital Experience bewegen uns, weil sie manchmal beinahe unheimlich sind und Ängste auslösen können. Überall kommen Fragen auf, denn es werden Dinge möglich, die vor noch nicht so langer Zeit unmöglich schienen. In unserer Funktion als Berufs- und Praxisbildner:innen müssen wir uns kritisch und neugierig damit auseinandersetzen. Der Nachwuchs der Zukunft verpflichtet uns regelrecht dazu! Dies haben wir im vergangenen Oktober mit hochengagierten Berufs- und Praxisbildner:innen an der traditionellen Herbsthalbtagung der Fachgruppe wbp in Zürich auf ganz praktische Weise gemeinsam getan.

Einbezug von Werten und Bedürfnissen

Wir waren uns einig, dass bei der Nutzung von KI zwingend Werte beachtet werden müssen, um sicherzustellen, dass der technologische Fortschritt ethisch vertretbar ist. Ein zentraler Wert in der Berufsbildung ist die Chancengleichheit. KI hat das Potenzial, Lernende individuell zu fördern, indem sie bei Lernprozessen die Stärken und Schwächen jedes und jeder Lernenden einbezieht. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass alle Lernenden ‒ ebenso im Hinblick auf die neue KV-Reform ‒ unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund Zugang zu diesen neuen Technologien haben. Wichtig ist dabei, dass Lernende die Kontrolle über ihre Lernprozesse behalten und nicht von Algorithmen fremdbestimmt werden. Die Technologie sollte Menschen unterstützen, anstatt sie zu ersetzen oder ihnen die Kontrolle über ihre Bildungsentscheidungen zu entziehen.

Kritisches Denken ist gefragt

Andererseits soll KI in der Berufsbildung auch auf die Entwicklung eines Bewusstseins für soziale und ethische Fragen abzielen. Die Lernenden wie auch wir müssen dazu angeregt werden, kritisch über den Einsatz dieser neuen Möglichkeiten nachzudenken und die gesellschaftlichen Folgen von KI zu verstehen.
Dies fördert die Entwicklung von unserem verantwortungsbewussten Nachwuchs in der Wirtschaft.

Soziale Fähigkeit ist weiterhin zentral

Obwohl KI in der Lage ist, viele Aufgaben zu übernehmen, bleibt die menschliche Komponente in der Bildung unerlässlich. Berufs- und Praxisbildner:innen spielen eine entscheidende Rolle als Vorbilder und Begleitpersonen in einer anspruchsvollen Zeit für die Lernenden. Menschliche Interaktionen sind ‒ da ist sich die Fachgruppe wbp einig ‒ wesentlich. Sie fördern wichtige soziale Fähigkeiten, die von Maschinen nicht vermittelt werden können.

KI ist gekommen, um zu bleiben

Für unsere Rolle ist es unabdingbar, offen und flexibel zu sein, die Veränderungen auch mit vielen bestehenden Unsicherheiten und Unbekannten aktiv mitzugestalten sowie kritisch und menschlich zu bleiben. Es bleibt also spannend ‒ für uns als Fachgruppe, für uns als zentrale Begleitpersonen unserer Lernenden und für uns als ewige Bildungsprovisorien.


Über die Autorin

Vera Class, MAS Wirt­schafts­psy­cho­lo­gie FHNW, eidg. dipl. Kom­mu­ni­ka­ti­ons­lei­te­rin, eidg. FA Aus­bild­ne­rin, ist Be­rufs­bil­dungs­ex­per­tin und lei­tet die na­tio­na­le Fach­grup­pe wbp – Wir Be­rufs- und Pra­xis­bild­ner:in­nen.


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